Nils Frahm - «All Melody»

// Urs Musfeld

Die Klassik ist gewissermassen seine musikalische Heimat, genauso bezieht sich Nils Frahm aber auf elektronische Musik und Jazz. Bekannt wurde der gebürtige Hamburger und Wahlberliner mit seinem Soundtrack zum gefeierten deutschen Film «Victoria».

«Die Musik, die ich in meinem Innern höre, kann ich scheinbar nur für mich selbst spielen», sagt der 35-jährige Pianist, Komponist und Produzent - trotzdem füllt er mit seiner ambitionierten Instrumentalmusik längst die Konzertsäle in Europa, Japan oder den USA.

Der Titel seines neuen Albums «All Melody» ist Programm: alles ist Melodie. Die Musik berauscht und macht süchtig. Entstanden ist das Album innerhalb der vergangenen zwei Jahre in Frahms eigenem Studioraum im historischen Funkhaus Berlin. Mit einem gewaltigen Arsenal von analogen und digitalen Instrumenten, Synthesizern und Samplern, Rhythmusmaschinen und Effektgeräten produzierte der Klangtüftler unzählige Stunden an Musik – um dann vieles wieder wegzuwerfen.

Noch mehr als auf den bisherigen Platten erweitert Nils Frahm auf «All Melody» sein Klangspektrum. Die leisen Töne sind (fast) vorbei. Da treffen Sounds vom Konzertflügel auf eine Pfeifenorgel, Roland Juno Synthesizer («A place») auf diverse Percussion-Instrumente, Chorstimmen und Cello auf eine Trompete («Fundamental values»). Die zarte Piano-Meditation «Forever changeless» steht neben dem monumentalen Orgel-und Elektrobeat-Track «Sunson» oder dem Choral von «Momentum».

Künstler wie Nils Frahm weichen die Grenzen zwischen E- und U-Musik auf. In ihren Songs kombinieren sie klassische Musik mit modernen Denk- und Produktionsweisen und reissen damit Mauern in den Köpfen ihrer Zuhörer ein.

Live zu hören ist Nils Frahm am 3.Mai im X-TRA Zürich

Urs Musfeld

 Urs Musfeld

SRF «Sounds!»-Musikredaktor von 1980-2017, 
noch immer unterwegs in den unendlichen Weiten des Musik-Dschungels mit dem Ohr für das Besondere.

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