Grizzly Bear - «Painted Ruins»

// Urs Musfeld

2002 als Solo-Projekt von Sänger und Songschreiber Ed Droste gestartet, 2004 zum Quartett erweitert, machten Grizzly Bear mit ihrem ersten gemeinsamen Album «Yellow House» (2006), einem facettenreichem Konstrukt aus psychedelischem Folk, mehrstimmigem Gesang und experimentellem Indie-Rock, von sich reden.

Roch «Yellow House» nach modriger Waldhütte ebenso wie nach New Yorker Kunstgalerie, war der Nachfolger «Veckatimest» (2009) melodiöser, greifbarer. Aber auch ausladender, gar orchestral. Eigenwilliger Tüftel-Pop, der bei Kritiker und Publikum gleichermassen ankam und für die Band den kommerziellen Durchbruch bedeutete. Noch erfolgreicher war das Album «Shields» (2012), das den ganzen Grizzly Bear-Soundkosmos mit all seinen funkelnden Sternen ausleuchtete.

Neues Album: «Painted Ruins»

Die einst in Brooklyn beheimatete Band ist mittlerweile zu drei Vierteln nach Los Angeles gezogen und funktioniert mehr denn je als Kollektiv. Die neue, fünfte CD «Painted Ruins» entsprang einer gemeinsamen Dropbox, in die jedes Mitglied Melodien, Texte und Songideen hochgeladen hat. Entstanden ist filigraner, vielschichtiger Kunstpop, bei dem Folk eine Basis für die Verknüpfung von Psychedelia, Jazz, Ambient und Electronica bildet. Mal klingt es euphorisch, mal intim, immer wie aus einem Guss, obwohl die klanglichen Details gerne in alle möglichen Richtungen laufen. Hervorstechend wie gewohnt der Gesang. Neben den beiden Hauptstimmen Ed Droste und Daniel Rossen ist diesmal auch der Bassist, Multiinstrumentalist und Produzent Chris Taylor auf einem Stück («Systole») als Lead-Sänger zu hören.

«Painted Ruins» sollte kein politisches, sondern ein empathisches Album sein, sagt die Band in einem Interview. «It`s chaos, but it works» heisst es in der Indie-Folk-Hymne «Four cypresses», erzählt aus der Perspektive eines Obdachlosen. Empathie in allen Bereichen: «Neighbors» handelt vom fehlenden Interesse gegenüber andern Menschen. Trotzdem spielt die Politik hinein. Der Song «Aquarian» startet mit einem Durcheinander aus Synthies und Schlagzeug - dazu die Worte «Great disaster» – in Anspielung auf Donald Trump.

«Painted Ruins» - «Bemalte Ruinen» - der Versuch, die Verzweiflung mit Schönheit und Einfallsreichtum zu übermalen.

Urs Musfeld

 Urs Musfeld

SRF «Sounds!»-Musikredaktor von 1980-2017, 
noch immer unterwegs in den unendlichen Weiten des Musik-Dschungels mit dem Ohr für das Besondere.

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