Best Of 2018: Alben

// Urs Musfeld

Hier meine 20 Lieblingsalben 2018!

1. Mitski: «Be The Cowboy»

Die in New York lebende Japanerin Mitski verabschiedet sich auf «Be The Cowboy» vom massiven Gitarreneinsatz der letzten beiden Alben und überrascht u.a. mit Synthie-Pop, euphorischen Bläsern und eine Prise Disco. Die 27-jährige Singer/Songwriterin sinniert über Wurzellosigkeit, Klimawandel, Sex und Einsamkeit, die im Song «Lonesome love» in der Erkenntnis mündet: «Nobody fucks me like me».

2. Khruangbin: «Con Todo El Mundo»

Das Trio Khruangbin aus Houston, Texas hält sich auf seinem zweiten Album «Con Todo El Mundo» nicht mit Genre-Grenzen auf, sondern mischt Thai-Funk, Surf-Sound, Soul, Psychedlelia, Reggae und Weltmusik aus dem Mittleren Osten. Wenig Gesang, viel Groove, cool und seelenruhig vorgetragen mit Gitarre, Bass und Schlagzeug. Der stoische, minimalistische Beat reisst kaum ab und liefert jedem der zehn Songs sein wesentliches Fundament.

3. Sons Of Kemet: «Your Queen Is A Reptile»

Tribalistisch, frenetisch und mächtig klingen die Sons Of Kemet, basierend auf orkanartigen Saxophonböen, erdigem Bass der Tuba und tranceartigen Grooves des Doppelschlagzeugs. Alle neun Titel auf „Your Queen Is A Reptile“, dem zweiten Albums des Londoner Quartetts, beginnen mit «My queen is …», gefolgt von den Namen mehr oder weniger bekannter Aktivistinnen der afrikanischen und karibischen Diaspora. Eine durch und durch politische Platte.

4. Rosalia: «El Mal Querer»

Rosalía seziert Flamenco, setzt seine Elemente neu zusammen. Die spanische Sängerin transferiert auf ihrem zweiten Album «El Mal Querer» Flamenco mit Hilfe von elektronischen Sounds, Pop und R&B in die Jetztzeit, ohne den Traditionsstrang zu kappen. Der Popeinfluss führt nicht zur Vereinfachung, sondern zur Klangerweiterung. Mit ihrer höchst wandlungsfähigen, ausdrucksstarken Stimme singt sie über die ewigen Themen Liebe und Hass.

5. Ezra Furman: «Transangelic Exodus»

Gender, Sexualität, Politik und Religion sind die Themen auf «Transangelic Exodus», dem fünften Album von Ezra Furman aus Chicago. Ein bunter Roadtrip in dreizehn Etappen. Der queere, jüdische Musiker mit Hang zur extravaganten Pose, versteht es, sowohl Outsider-Stories als auch Science Fiction-Fantasien in grossartige Pop-Songs zu verwandeln. Der Glamour von Bowie, der Rock-Gestus von Springsteen, die musikalische Lakonie von Lou Reed – immer wieder klingen die grossen Vorbilder an.

6. Parquet Courts: «Wide Awake»

Mit Danger Mouse als Produzenten erweitern die Wahl-News Yorker Parquet Courts auf ihrem sechsten Album «Wide Awake» ihr musikalisches Spektrum. Sie meistern die Balance zwischen Punk und Pop, ohne den Biss und die Wut zu verlieren. Die Songs versprühen einerseits ein wohliges Gefühl von Vertrautheit, überzeugen aber auch mit unerwarteten Elementen. Tanzbare Beats treffen auf treibende Gitarreneinlagen, funky Basslinien und Erzählgesang.

7. Michaela Meise: «Ich bin Griechin»

Eine Stimme, ein Akkordeon, ein Text – manchmal ein behutsamer Drumbeat, ein Bass, ein Klavier. Das reicht. Die Berliner Musikerin und Künstlerin Michaela Meise adaptiert auf ihrem zweiten Album «Ich bin Griechin» (eine Anspielung auf Melina Mercouris «Je Suis Grecque») ins Deutsche übersetzte, zeitlose Lieder von Mikis Theodorakis, George Moustaki, Barbara und Maria Tänase. Viele handeln von Fremdsein, Heimat und Identität und begreifen sich als weltoffen und pro-europäisch.

8. Nils Frahm: «All Melody»

Die Klassik ist seine musikalische Heimat, genauso bezieht sich Nils Frahm aber auf elektronische Musik und Jazz. Widmete sich der Wahl-Berliner auf den bisherigen Alben noch ausgiebig dem Klavier, erweitert er auf «All Melody» sein Klangspektrum. Sounds vom Konzertflügel treffen auf eine Pfeifenorgel, Roland Juno Synthesizer auf diverse Perkussionsinstrumente, Chorstimmen auf eine Trompete.

9. Julia Holter: «Aviary»

Seit ihrem Debut im Jahr 2011 lotet Julia Holter die Grenzen zwischen Avantgarde und Pop aus. Mit ihrem fünften Werk «Aviary» legt die Sängerin und Songschreiberin aus L.A. eine Kakophonie aus Stimmen, Verweisen, Melodien und Instrumenten vor. Neben wohlklingenden Liedern finden sich Stücke, die eher nach Neuer Musik und freier Improvisation eines Klassik-Ensembles klingen - wundersam magisch. Zusammengehalten werden diese gegensätzlichen Tracks von Holters Stimme, die zwischen Theatralik, Zärtlichkeit, Dominanz und Verspieltheit variiert.

10. Joan As Police Woman: «Damned Devotion»

In kleiner Besetzung eingespielt, setzt die Multiinstrumentalistin und Sängerin Joan Wasser, bekannt unter ihrem Künstlernamen Joan As Police Woman, musikalisch auf minimale Beats, die sie selber produziert hat. Gleichzeitig stösst sie mit ihrem Album «Damned Devotion» auch in Funk, Jazz und Avantgarde vor. Doch in allen Songs schwingt der Soul mit, in dem das Sakrale ebenso aufleuchtet wie der Danceflor.

Weitere...

11. Cat Power: «Wanderer»

12. Planningtorock: «Powerhouse»

13. Mark Lanegan&Duke Garwood: «With Animals»

14. Howlong Wolf: «Norwegians Can`t Refuse»

15. Neneh Cherry: «Broken Politics»

16. Amen Dunes: «Freedom»

17. Soap&Skin: «From Gas To Solid/You Are My Friend»

18. Kurt Vile: «Bottle It In»

19. Noname: «Room 25»

20. Laura Gibson: «Goners»

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Urs Musfeld

 Urs Musfeld

SRF «Sounds!»-Musikredaktor von 1980-2017, 
noch immer unterwegs in den unendlichen Weiten des Musik-Dschungels mit dem Ohr für das Besondere.

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