Best of 2024: Alben
// Urs Musfeld
Hier meine Lieblingsalben 2024!
1. Nick Cave – «Wild God»
Es gibt sie weiterhin - die Dunkelheit, den Schmerz und den Tod. Trotz allem findet Nick Cave auf «Wild God» auch Euphorie. Freude und Trauer schliessen sich nicht aus. Die Texte sind Bekenntnisse an das Leben und die Liebe, mit optimistischem Blick nach vorne. Und es ist wieder einmal ein richtiges Band-Album. Es schwelgt in sanften Klavier-Tönen oder muskulösen, opulenten Orchester-Arrangements mit Streichern, Flöten, Harfen und Chor. Die Bariton-Vocals des 67-jährigen Cave sind so bezwingend wie selten zuvor.
2. Ezra Collective: «Dance, No One’s Watching»
Seit dem Gewinn des Mercury-Preises im Jahr 2022 haben Ezra Collective ihren Platz als einer der aufregendsten Jazz-Acts Grossbritanniens gefestigt. Auf «Dance, No One’s Watching» feiert das Londoner Quintett die heilende Kraft des Tanzes. Tanzen als kollektives Erlebnis und gleichzeitig individuelle Ausdrucksform steht im Vordergrund. Ob zu Jazz, Hip-Hop, Afrobeat, High Life oder Dub; egal ob zu Hause, im Club, vor der Festivalbühne oder in der Kirche – Ezra Collective lassen tanzen, bis das Licht angeht.
3. Fontaines D.C. - «Romance»
Seit ihrem beeindruckenden Debüt «Dogrel» aus dem Jahr 2019 beherrschen Fontaines D.C. die Kunst des hypnotisch-düsteren Post-Punk. Drei Alben später erweitert die irische Band auf «Romance» ihre Klangpalette - von orchestralem Rock, Britpop über Hip Hop und Grunge bis zu Shoegaze. Gleichzeitig mit der musikalischen Entwicklung sind auch die Texte universeller geworden. Waren sie bislang stark vom Irischsein und dem damit verbundenen «Gepäck» bestimmt, geht es nun um Panikattacken, Sehnsucht oder unbewältigte Gefühle.
4. Charli xcx – «brat»
Stampfende Basslinien, grelle Electrobeats: «brat», das sechste Album der britischen Sängerin und Songschreiberin Charli xcx, ist eine berauschende Ode an die vielen Facetten der Clubkultur. Es schafft es geschickt, ein Gefühl von Chaos einzufangen, all die Widersprüche, Rivalitäten, Freiheiten und Beschränkungen eines weiblichen Popstars. «brat» zeigt Charlis unverblümte Gefühle von Unsicherheit, Zickigkeit und Besessenheit. Ein Album voller unerwarteter, manchmal herausfordernder Wendungen.
5. Being Dead: «Eels»
Being Dead experimentieren auf ihrem zweiten Album «Eels» mit Stilen, Tempi, Songlängen und Stimmungen. Ein Kaleidoskop von Klängen, von verspielten, humorvollen Momenten bis hin zu ernsteren, emotionalen Untertönen. Das gemischte Duo aus Austin schwelgt in Harmoniegesang und präsentiert eine bunte Mischung aus Surf-Rock, Garagen-Rock, Punk und Psychedelia. Mit einem sicheren Gespür für Romantik und Frivolität erschaffen die beiden die Zukunft auf dem Fundament der Vergangenheit neu.
6. Beth Gibbons - «Lives Outgrown»
Berühmt geworden ist Beth Gibbons in den 1990er-Jahren als Sängerin von Portishead. Ihr spätes Solodebut «Lives Outgrown» besticht durch einen stark perkussiv geprägten, Kammerfolk-artigen Sound. In diese neue, mannigfaltige und reich instrumentierte Klangwelt schmiegt sich Gibbons Stimme in all ihrer intimen Pracht ein. Die Lieder handeln von Abschied, Verlust, Mutterschaft, Menopause und Endlichkeit. Ein expliziter Gegenentwurf zur verbreiteten Feier einer ewigen Jugendlichkeit im Pop.
7. Mustafa - «Dunya»
«Dunya», das zweite Album des sudanesisch-kanadischen Singer/Songwriters Mustafa, verbindet lyrische Schärfe mit kultureller Besonderheit und klanglichem Reichtum. Die nahtlose Vermischung von Instrumenten wie der Oud und der Masinko mit Rap-Trommeln verweist auf all die Genres und Orte, die Mustafas Stil prägen. Er erzählt vom Leben in seiner Heimatstadt Toronto, von Gangs, von der schwarz-muslimischen Diaspora, vom Krieg in Gaza. Er singt von Wut, Liebe, Trauer und Glauben.
8. Arooj Aftab: «Night Reigns»
«Neight Reign» von der in New York lebenden pakistanischen Sängerin uns Produzentin Arooj Aftab ist eine eigene Welt aus Jazz, nordindischer klassischer Musik, Folk und dezenter Elektronik. Sanft düster und experimentell. Bei einzelnen Songs scheint Aftans Stimme in andere Sphären zu strahlen. Meist aber bleibt sie in ihren tiefen, hauchigen Gefilden und verströmt eine Ruhe und Melancholie, die zur Nacht passt, egal ob die Musikerin auf Urdu oder Englisch singt, egal ob sie einen Jazz-Standard oder Jahrhunderte alte Gedichte von Sufi-Mystiker interpretiert.
9. Jessica Pratt - «Here In The Pitch»
Jessica Pratt ist bekannt für ihren ätherischen, verträumten Folk-Sound.Das neue Album «Here In The Pitch» behält ihre unverkennbare, zarte Stimme und ihr komplexes, introspektives Songwriting bei, bewegt sich aber in tiefere, atmosphärischere Gefilde. Die kalifornische Sängerin und Gitarristin vermischt luftigen Westcoast-Sound, Retro-Folk, Easy Listening mit einem warmen Hauch von Tropicália und Bossa Nova. Eine Pop-Herrlichkeit im Vintagestil. Die Klänge von Bläsern, Streichern, Cello oder Vibrafon sind mit dem Mellotron erzeugt.
10. Bonnie Banane - «Nini»
Die französische Sängerin und Schauspielerin Bonnie Banane tritt in die Fussstapfen der beiden Exzentrikerinnen Catherine Ringer und Brigitte Fontaine und setzt auf ihrem zweiten Album «Nini» ihre Neuerfindung des französischen Chansons fort. Musikalischer Einfallsreichtum – eine Verarbeitung von R’B- Hip Hop- und Electro-Pop-Einflüssen – steht neben engagierten Texten. Sie teilt aus gegen Faschos oder Klimaskeptiker, singt über Warnzeichen in einer Beziehung, aber auch über Liebe. Kompromisslos, mit einer Leidenschaft für das Verrückte und Absurde.
11. The Cure: «Songs Of A Lost World»
12. Vampire Weekend: «Only God Was Above Us»
13. Father John Misty: «Mahashmashana»
14. Orchestre Tout Puissant Marcel Duchamp: «Ventre Unique»
15. Cassandra Jenkins: «My Light, My Destroyer»
16. Soap&Skin: «Torso»
17. Bill Ryder-Jones: «lechyd Da»
18. Clara Luciani: «Mon Sang»
19. Clairo: «Charm»
20. Nala Sinephro: «Endlessness»